Künstliche Intelligenz ist ein Geschenk, finde ich halt. Sie unterstützt, erleichtert, inspiriert und auch ich nutz sie für Texte, für Ideenfindungen und auch für Visualisierungen und Bilder.
Seit einiger Zeit nehme ich eine Entwicklung – besonders in den sozialen Netzwerken wahr, die mir unglaublich aufstößt.
Die Bilder von KI-generierten „Frauen“ folgen einem Schönheitsideal, das wir längst hinter uns lassen wollten. Jung, glatt, symmetrisch, mystisch und selbstverständlich sexy.
Selbst die „weisen, alten Frauen“ sehen aus wie 40-jährige Topmodels mit grauen Haaren und Yogablick.
KI generiert Bilder auf Basis von Daten. Was sie nicht kennt, kann sie nicht darstellen und wenn wir ihr nur schlanke, faltenfreie Körper zeigen, wenn wir sie mit ätherischen Göttinnenbildern füttern, wenn wir ihr die sexy Hexe im wallenden Kleid oder das superschlanke Ü-70-Model auf dem Wildkräuterhügel anbieten, dann lernen wir ihr wie eine Frau auszusehen hat, die weise, begehrenswert, spirituell und kraftvoll ist.
Aber das stimmt nicht! Natürlich wirst du einwenden: „Aber es gibt diese Frauen...“ – natürlich aber nicht in der Menge. Denn wenn wir hier die Bilder nicht ändern, dann stürzen wir vom alten ins neue, selbstgemachte Schönheitsbild der Zukunft.
Wir Frauen haben so hart daran gearbeitet, aus den engen Bildern des Patriarchats auszubrechen. Nicht jede Frau muss Mutter sein, nicht jede muss gefallen, nicht jede muss ewig jung sein um relevant zu bleiben. Aber war machen wir? Wir beginnen nun selbst, die alten Ideale wieder zu bebildern. Nur eben in perfekter, schöner, digitaler Form. Dabei wäre es jetzt gerade die Chance mit KI, andere Bilder zu erschaffen.
Wir werden nicht Raum nehmen können in Hochglanzmagazinen oder Fernsehwerbung – da ist uns die Latte finanziell zu hochgelegt, aber gerade im Sozial Media Raum, der von uns Frauen bespielt wird, haben wir eine gute Möglichkeit, die echte Welt abzubilden.
Denn echte Frauenkörper haben eine politische Relevanz. Ein runzeliger Bauch ist keine Schande, ein Gesicht mit Falten kein Fehler und ein Körper, der größer, dünner, höher und irgendwie ist nicht schlechter. Wenn wir echte Körper zeigen – in ihrer Vielfalt, mit Narben, Kurven, Brüsten – ohne Photoshop – dann machen wir Mut.
Dann sind wir Vorbilder unserer jungen Frauen, die an diesen künstlichen Bildern leiden und zerbrechen, in Ernährungsstörungen fallen und ewig einem Schönheitsbild nachjagen, das längst überholt sein sollte.
Ich appelliere an uns Frauen – vor allen an alle Kreativen, die Unternehmerinnen, die Künstlerinnen, die Visionärinnen – bitte lasst uns neue Bilder erschaffen – echte Bilder, mutige Bilder, um Vielfalt sichtbar zu machen, denn die KI von morgen wird nur das Darstellen, war wir ihr heute zeigen.
Wir stehen an einem Wendepunkt zwischen pixelgenauer Perfektion und echter Repräsentation. Zwischen Idealisierung und Identifikation.
Ich wünsche mir eine Zukunft, in der Frauen sich nicht nach einem KI-generierten Ideal richten müssen, sondern sich in den Bildern mit all ihrer Geschichte, ihrer Reife und ihrem Sein wiederfinden dürfen. Denn das ist dann wahre Schönheit!
Deine Claudia Lämmermeyer
Superhealing Sista, Unternehmerin, Sichtbarmacherin echter Frauen.